Menschen lieben das Einfache. Einfache Lösungen. Rezepte, die immer und in allen Situationen, in jedem Falle die gleiche Wirkung haben. Warum?
Vielleicht weil sie nicht gerne ihren eigenen Verstand benutzen? Weil sie sich lieber von sogenannten Experten alles  sagen lassen? Weil sie träge, 
einfältig sind? Müßig, darüber zu spekulieren...
Tatsache ist jedoch, dass diese wenig erfreuliche Eigenschaft gerade im Umgang mit dem Hund traurige Auswirkungen haben kann.
Das Gros der Menschen möchte einen vierbeinigen Begleiter haben, der funktioniert.
Der Vierbeiner soll seine Wünsche verstehen, sofort befolgen, ihn möglichst nicht blamieren vor anderen Menschen indem er nicht gehorcht etc....
Um das zu erreichen hat er, der Mensch vielerlei Methoden erfunden, Techniken, die Erfolg versprechen.  
Rezeptartig angewandt und passend für alle Fälle, sprich Vierbeiner.  
 

Im Stechschritt, so hat es mancher gern,
 doch ein Agieren wie ein Sklave liegt mir fern!
 
Inzwischen zum Glück verpönt, Methoden wie Arbeit mit dem Stachelhalsband, 
Teletakt, den Hund durch Gewalt zum Sklaven zu machen, ihn zu brechen.  
Verpönt, doch noch längst nicht völlig verbannt.
Doch auch so manches Agieren, zu beobachten auf diversen Hundesportplätzen,
lässt erahnen, wie wenig „Herr“ von Hund versteht. Wer macht sich denn ernsthaft
Gedanken darüber, wer denn sein vierbeiniges Gegenüber ist, welche Beweggründe ihn zu welchem Verhalten veranlassen. Wer akzeptiert denn vorbehaltlos, dass unsere Hunde jeder für sich, Individuen sind, ausgestattet mit einer unverwechselbaren Persönlichkeit, Gefühlen, Gedanken, Wünschen?  

 

Spätestens wenn wir diese Tatsachen anerkennen, wird klar, dass der Umgang mit dem Hund ,
die Erziehung des Hundes, auf ihn, seine Persönlichkeit abgestimmt sein muss.  

Bindung aufbauen

  Kommunikation

Partnerschaft

 

Und natürlich viel Spaß...
Diese Stichworte umschreiben den, unserer Meinung nach, angemessenen Umgang mit dem Hund, der sinnvolles Einwirken auf dessen Verhalten ermöglicht. 
Bindung aufbauen- dies ist ein –manchmal kurzer, manchmal längerer- Prozess der nie erzwungen werden kann. Echte Bindung von Mensch zu Hund,
von Hund zu Mensch entsteht durch das Gefühl, Vertrauen haben zu können. Hierbei ist der Zweibeiner gefordert, dem Hund einen Vertrauensvorschuss zu geben.
Du gehörst zu mir. Ich werde dich nicht verlassen. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich bin geradlinig und wenn du manches noch nicht verstehst, es wird die Zeit kommen, dass es so sein wird. Ich werde dir zeigen, welches Verhalten angemessen ist und was ich nicht dulden kann.
Ich gebe dir Zeit, deinerseits Vertrauen aufzubauen.  
Dies sind die Botschaften, die unser Hund von uns empfangen sollte.
Dabei können wir uns wieder mal eine Scheibe des hundlichen Verhaltens abschneiden: Schon mal Hunde beobachtet, die ihren Rudelmitgliedern zeigen wo es lang geht?
Hierbei, wenn es um das Korrigieren unerwünschten Verhaltens geht, direkt, prägnant, nicht zimperlich, abgestimmt auf den Grad des  Fehlverhaltens und auf den Charakter des Hundes.  
 
 Körperkontakt schafft Bindung
Unsere Hündin Bella greift ordentlich durch, wenn sich Gianna, die noch junge Kuvasz- Hündin, zuviel herausnimmt, zu dreist wird. Das sitzt. Bella weiß genau, dass Gianna einiges einstecken kann, denn sie ist ordentlich stur, 
willensstark. Unmittelbares, verbales, auch körperliches Eingreifen ist unabdingbar wenn Gefahr droht, es zwischen den Rudelmitgliedern zu ernsthaften Missstimmungen zu kommen droht. Futterneid entsteht in unserer Familie erst gar nicht: Jeder kriegt seine Portion, hat seinen eigenen Napf, die Hunde drängeln sich bei der Futterzubereitung alle in unserer kleinen Küche.
Bei Brummeleien (meist von „Neulingen“) greifen Uwe bzw. ich verbal sofort ein. Kein ernsthafter Konflikt darf entstehen, dies gefährdet den Frieden im Rudel= Sozialordnung die das Überleben sichert. Wird von jedem Hund sofort verstanden.  
Wobei wir bei der Kommunikation anlangen.
Die Bedeutung von Worten, menschlicher Sprache kann ein Hund anfangs überhaupt nicht erfassen, wie denn auch, schließlich verständigen sich Hunde anders.
Unsere Körpersprache, Mimik, unsere Gefühle, (Gedanken?) verstehen Hunde. Vertraut geworden, erfassen sie selbstverständlich die Bedeutung von Worten, ganzen Sätzen. Hunde beobachten fortwährend. Sollten wir auch tun!
Darauf beruht die Kommunikation der Vierbeiner untereinander und zu den Menschen. Hat der Hund Vertrauen gefasst, der Mensch ihn nicht enttäuscht, sein Vertrauen nicht missbraucht, sein Wort nicht gebrochen, dann kann unser vierbeiniger Freund sich öffnen, ist Bindung entstanden, fließt Kommunikation, hin und her und fortlaufend.
Ständige Interaktionen zwischen allen Rudel- Familienmitgliedern. Das Sozialgefüge ist stabil. Das bedeutet nicht, dass- wie auch in jeder Menschen- Familie es immer wieder vorkommen kann, dass der eine oder andere über die Stränge schlägt. Hunde sind Gefühlswesen, manchmal kochen ihre Gefühle über. Dann muss sofort reagiert werden.
 
Die Eckbank "gehört" mir...
Frauchen darf auch darauf sitzen... wenn es sein muss...
 
Und mir gehört der Tisch.. HA!!
Der/die Rudelführer/in zeichnet sich aus durch Souveränität, die Wahrung des Überblicks, durch Verantwortungsbewusstsein. Und durch echte partnerschaftliche Haltung. Nicht zu verwechseln mit laisser-faire- Methoden, die dem Hund ´schlichtweg signalisieren: "Mach doch was du willst, ist mir Sch..-egal".
Und nicht durch Erziehung zu einem reinen Befehlsempfänger der das marode Selbstbewusstsein seines Menschen durch Unterwürfigkeit aufpolieren soll.
Dem Hund voll Achtung und Respekt begegnen, sich in seine Seele einfühlen, dabei Sicherheit vermitteln und nie vergessen zu lernen.....
Das wird von vielen Hundehaltern noch immer nicht verstanden. Es gibt Hunde, die ihre menschlichen „Herren“ schlichtweg nicht ernst nehmen, weil sie wissen, dass er nicht über diese Fähigkeiten verfügt. Dann helfen auch keine noch so brachialen Erziehungsmethoden,  noch so ausgeklügelte Techniken.
Er mag dadurch einen gewissen Gehorsam entwickeln. Ein Gehorsam der aus seiner Angst resultiert. Ein vertrauensvoller Umgang, Vertrauen an sich wird dadurch zwangsläufig nicht entwickelt. Resultat: Ein vermeintlicher Gehorsam der in Stresssituationen versagen wird. Der Hund entzieht sich dem Druck, je nach Ausrichtung des Hundes kann es  zu aggressiven Verhalten kommen. Was dies in seiner Ausprägung bedeuten kann... viel Vergnügen. Und was sagt dann der vermeintliche „Hundeführer“:“ Der Hund ist unberechenbar“. Er ist es natürlich nicht. Gescheitert ist die Person die ihn zu einem solchen Verhalten gezwungen hat. Persönliche Anmerkung: Solche zweibeinigen Tiefflieger finden sich leider mehr als oft.  
 
 
Ob mich jemand beobachtet?
"Darf ich"??
"Soll ich"?
Ein zuversichtlicher Hund, der weiß, wohin und zu wem er gehört, sich in Sicherheit fühlt, Vertrauen hat und seine Menschen verstehen kann, weil diese sich ihm verständlich machen, fühlt sich frei, weil geborgen. Bemerken Sie etwas? Es sind die absolut analogen Mechanismen welche sich beim Menschen wiederfinden.
Hierbei ohne graduelle Abstufung.
Marina Hengstler
 

 
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